Wer in Freiburg für Frieden oder gegen die Einschränkung von Grund- und Menschenrechten demonstriert, wird früher oder später von der Badischen Zeitung (BZ) heimgesucht. Durch manipulative und tendenziöse Berichterstattung erleiden Proteste von Bürgern bis heute Reputationsschäden. Man könnte also meinen, es sei da nicht verwunderlich, wenn man sich Journalisten genauer anschaut, die für Interviews anfragen.
Im Vorfeld der Friedensdemonstration am 1. April 2023 war es wieder soweit: Die Badische Zeitung stellte Anfragen an die Initiative FreiSeinFreiburg und die Aktionskünstlergruppe Freiburg. Letztere hatte offenbar mit einer Lichtkunstaktion in den Tagen zuvor auch selbst dem Blatt ihre Aufwartung bereitet – mit “kryptischen Nachrichten”, wie später ein Artikel von Manuel Fritsch in der BZ vermelden sollte.

Mit Manuel Fritsch meldete sich ein alter Bekannter mit der Bitte um ein Interview. Bereits im Februar 2021 war er für ein Interview mit einem Repräsentant von FreiSeinFreiburg abgestellt, der am Ende jedoch keine Freigabe für einen Abdruck erteilte. Bis zu diesem Punkt kam es nun nach der neuerlichen Anfrage nicht mehr. Nach einem kurzen Schriftwechsel folgte von FreiSeinFreiburg eine Absage. In seiner Replik auf die Absage zeigt sich Fritsch konsterniert: Es zeuge von einem “seltsamen Verständnis von Presse-Arbeit”, wenn man nur mit Medien spräche, die so berichten, wie es einem genehm sei.
Wenn der Bock zum Gärtner wird
Dass es nicht an einem “seltsamen Verständnis von Presse-Arbeit” scheitere, erfährt man hinter den Kulissen aus dem Team der Initiative. Seit Beginn von Corona verfolge das Blatt eine Doppelstrategie gegen FreiSeinFreiburg: Die eine Hand fahre mediale Kampagnen gegen die Initiative und die andere Hand gebe sich freundlich und suche vordergründig Gespräche. Die Erwartung an die Badische Zeitung sei in der Tat denkbar gering. Aber an eine “genehme” Berichterstattung dachte niemand – an eine Neutrale schon eher. Und genau da bestünden erhebliche Zweifel: Nur wenige Monate zuvor beehrte Fritsch auf Twitter noch Tweets mit einem “Like”, in denen die Teilnehmer der Proteste von FreiSeinFreiburg kurzerhand als “rechter, brauner Haufen” beschimpft wurden.

Sein Twitter-Profil folgt gewaltbereiten Gruppierungen wie zum Beispiel “Querbremsen” und zahlreichen Accounts der linksextremen Antifa-Szene. Dem gegenüber stehen praktisch keine Accounts konservativer politischer Ausrichtung. Es scheint unwahrscheinlich, dass diese Schlagseite aufgrund “journalistischer Recherche” besteht, denn kritische Artikel über die linksextreme Szene sucht man vergebens in der BZ. Auch als medialer Beobachter der linksextremen Szene profilierte sich Fritsch bislang nicht.
Es wäre sonst wohl aufgefallen, dass z.B. der Freiburger Szene um “Querbremsen” Straftaten gegen protestierende Bürger wie Nötigung, Sachbeschädigung und Nagelanschläge auf Fahrzeuge zur Last gelegt werden.

Ein stadtbekannter Antifa-Fotograf, der ebenfalls auf der Folgen-Liste des Redakteurs auftaucht, schmückt sein Twitter-Profil mit einem “Free Lina”-Banner – eine Anspielung auf eine inhaftierte Protagonistin der linksextremen Szene, die in ihrem “Nazi-Verfolgungswahn” als Teil der sog. Hammerbande einem vermeintlich Rechten mit einer Eisenstange den Schädel einschlug. Der vermeintlich Rechte entpuppte sich als Kanalarbeiter, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und den Angriff nur knapp überlebte. Dafür wurde Lina zu einer Haftstrafe verurteilt. Dies stellt für die linksextreme Szene ein Affront dar, wofür das “repressive System” verantwortlich gemacht wird.
Zwischen Kriegspropaganda und Lügen
Nur wenige Tage vor der Interviewanfrage von Fritsch hatte eine Redaktionskollegin in ihrem Machwerk für das Blatt noch versucht, die Proteste von FreiSeinFreiburg in die Nähe “judenfeindlicher und antisemitischer Demonstrationen” zu rücken. Inzwischen scheint man sich aber bezüglich des Framings auf “pro-russisch” geeinigt zu haben und dies mit dem Kampfbegriff “Querdenker” zu würzen. Der negativ konnotierte Kampfbegriff aus dem Beginn der Corona-Zeit soll offenbar nochmal eine letzte Schlacht gegen die Proteste von Bürgern schlagen.

Ein weiterer Redaktionskollege entscheidet einfach selbst für was oder gegen was da protestiert wird. In dem Artikel der Badischen Zeitung vom 1. April 2023 behauptet dieser unter der Überschrift “Prorussische Haltung” – offenbar nicht als Aprilscherz:
“Die Haltung von FreiSein-Freiburg zum Krieg in der Ukraine ist klar pro Russland. Gefordert wird ein Stopp der deutschen Waffenlieferungen, die sofortige Öffnung der Nordstream-2-Pipeline und die Aufnahme von Friedensverhandlungen. Ein wichtiges Anliegen der Demo scheint zu sein, dem kapitalistischen Westen, insbesondere den USA, die Verantwortung für den Krieg zuzuordnen.”
Warum verständliche Forderungen auf einer Friedensdemonstration, nämlich Friedensverhandlungen und ein Stopp von Waffenlieferungen, als “klar pro Russland” gewertet werden, belegt der Autor nicht. Dies wäre auch schwierig geworden, denn die Behauptung steht diametral gegen die Verlautbarungen von FreiSeinFreiburg – u.a. auch auf besagter Demo am 1. April 2023 in der Eröffnungsrede:
“Wir sind nicht für die Ukraine. Wir sind nicht für Russland. Wir sind für die Menschen in diesen Ländern. Deshalb gibt es hier keine Nationalflaggen der Kriegsteilnehmer.”
Als Reaktion auf die Behauptungen in der Badischen Zeitung sah sich FreiSeinFreiburg zu einer Richtigstellung genötigt. Ob es sich bei den Aussagen der Badischen Zeitung nun um Desinformation oder um Lügen handelt (d.h. ob den Redakteuren ein Vorsatz nachweisbar ist) sei dahingestellt. Jedenfalls differenziert das Blatt auch nicht zwischen FreiSeinFreiburg (also dem Veranstalter) und einzelnen Teilnehmern. Im vorliegenden Artikel schiebt der Autor frech eigene Interpretationen einfach dem Veranstalter unter, auch wenn sich diese auf einzelne Teilnehmer beziehen. Dadurch genügt als Beleg für das übrige Konglomerat an Behauptungen auch ein Schild mit der Aufschrift “Hungern für den Profit – es reicht”.
Übrigens werden mit jedem Krieg ganz eindeutig Profite erzielt – was allein der Aktienkurs des Rüstungskonzerns Rheinmetall deutlich zeigt. Ginge es nur nach den Interessen des militärisch-industriellen Komplexes, dürfte sich der Konflikt gerne über Jahrzehnte fortsetzen – keine neue oder originelle Erkenntnis möchte man meinen.

Badische Wahrheiten
Die Berichterstattung der Badischen Zeitung ist nicht unumstritten. Am 27. März 2021 wurde diese selbst schon zum Gegenstand von Protesten. Damals entgegnete BZ-Chefredakteur Thomas Fricker den Protestierenden vor dem eigenen Verlagsgebäude in einem Artikel, es kämen in der Berichterstattung “nicht alle Positionen unterschiedslos zu Wort”, denn, so die Überschrift “Nicht Querdenker bestimmen, was wahr sein soll”. Zumindest diesen Anspruch erfüllt das Blatt bis heute. Davon zeugen unveröffentlichte Leserbriefe, die Zukunft Freiburg vorliegen und welche die Berichterstattung der BZ kritisieren. Ein aktuelles Beispiel?
Weiter im Artikel schreibt Fricker von Sorgfaltspflicht und journalistischen Standards. Man konzentriere sich auf seriöse Informationen und Quellen, denn, handele man anders, würde man “verdrehten, manipulierten Wahrheiten oder Lügen über Gebühr Beachtung schenken”. Ein erstaunliches Selbstverständnis, da das Zahlenmaterial der Badischen Zeitung oft genug an “kreative Buchführung” erinnert. Während die Zahlen der Teilnehmer “genehmer Proteste” gerne mal verdoppelt werden, halbieren sich diese auf wundersame Weise bei “weniger genehmen” Protesten. So auch wieder am 1. April 2023, wo das Blatt 100 Personen “Gegenprotest” meldete und die offiziellen Angaben der Polizei zu der Versammlung von FreiSeinFreiburg großzügig halbierte.

Die Kritik mag auf den ersten Blick pedantisch erscheinen, das Entscheidende ist aber die erkennbare Systematik in der Berichterstattung des Blattes – dies ist nämlich kein Einzelfall. Und merkwürdigerweise treten diese “Fehler” einseitig auf: Bestimmte Versammlungen werden “klein geschrieben”, andere hingegen “groß geschrieben”. Ist es also Vorsatz oder sind es am Ende lediglich ganz spezielle “badische Wahrheiten”?
Hinweis an unsere Leser
Ist auch euer Leserbrief zum Thema manipulative Berichterstattung im Papierkorb des Redakteurs gelandet? Wir haben etwas gegen einseitige Berichte und veröffentlichen qualifizierte Medienkritik. Schreibt uns eine Mail und sendet uns euren Beitrag!